3 Abende Licht- und Klangkunst von 24. bis 26. Oktober 2024 täglich von 18:00 bis 23:00 Uhr
Ob wir wachen oder schlafen, Träume begleiten uns in beiderlei Zuständen. Ein Traum trägt uns in eine andere Welt, zu verborgenen Wünschen, zu tiefen Sehnsüchten, hinaus aus dem Gegenwärtigen, hinein in großes Erleben, in ferne Utopien, in kleine Wunder. 2024 begibt sich KLANGLICHT in die Welt der Träume. Auf völlig unterschiedliche Weise verarbeiten nationale und internationale Künstler:innen ihre – und unsere – Traumwelten. Die vielen Kunstinstallationen werden poetisch, sanft und subtil, kraftvoll und raumgreifend, unwirklich schön und wahrhaft echt sein. Vom Joanneumsviertel über den Schlossberg und die Herrengasse, vom Schauspielhaus Graz über das Next Liberty bis hin zur Oper Graz begegnen wir bunter Heiterkeit, ernster Kritik, Betörendem wie auch Abstraktem. Drei Tage lang wird ein Kaleidoskop an Stimmungen und Fantasien offenbart – so, als würden wir träumen.
Es ist die imaginäre Grenze zwischen Himmel und Erde, die das altniederländische Wort „Einder“ beschreibt. Zugleich ist der Begriff auch eine Metapher für die Grenze zwischen Realität und Fantasie, den Übergang zwischen Wahrhaftem und Unterbewusstem wie ihn auch der Traum markiert. Boris Acket erzeugt mit seiner audiovisuellen Installation eine überdimensionale, sich bewegende, leuchtende Welle, die in den Betrachtenden unterschiedlichste Assoziationen, Gedanken, Gefühle und Erinnerungen lebendig macht. Die poetische Arbeit wird von einer Klangkulisse begleitet, in der sich synthetische und organische Töne überlagern. Als Gesamtkunstwerk ist „Einder“ eine Einladung, mit sich, seiner eigenen Illusion, aber auch den Eindrücken anderer in Dialog zu treten.
Schlossbergbühne Kasematten
Biografie:
Boris Acket (1988) ist ein zeitgenössischer Künstler, Komponist und Regisseur, der auf multidisziplinäre Projekte in den Bereichen Musik, Installationskunst, Performance und Film spezialisiert ist. Acket agiert als Dirigent kreativer Prozesse innerhalb komplexer Systeme, in denen Künstler, Raum und Medium eine Einheit bilden. Seine Werke und Performances wurden auf der Mutek MX, dem Mailänder Salone del Mobil, der Biennale von Venedig, der Pariser Modewoche, dem Dark Matter Berlin, dem Lost Art Festival Berlin, dem Stedelijk Museum, dem NXT Museum, Lowlands, STRP, dem Holland Festival, Het Hem, Fiber Festival, Amsterdam Dance Event, De School, Down The Rabbit Hole, Muziekgebouw aan ‚t IJ, Van Gogh Museum und vielen weiteren vorgestellt.
Diese Installation wird mit freundlicher Unterstützung von E-Werk Franzrealisiert.
Es ist ein sensibel arrangiertes physisches und sprachliches Labyrinth, in das Ana Shametaj und Giuditta Vendrame mit ihrem Projekt „Sot Glas“ entführen. Im Wundergarten am Grazer Schlossberg beginnend setzt es sich in der Stallbastei fort, geht von Eindrücken traumhafter Schwerelosigkeit mit Blick auf die Lichter der Stadt in einen warmen, summenden Raum über, der die Einzelidentität zurück und das kollektive Erleben in den Vordergrund treten lässt. Die Klang- und Lichtinstallation wurde erstmals bei der 18. Architekturbiennale in Venedig realisiert. Für KLANGLICHT 2024 ergänzen die Künstlerinnen bisher erforschte Friedens-, Kriegs-, Migrations- und Kinderlieder um Schlaflieder unterschiedlicher Sprachen.
Ana Shametaj (geb. 1991, Durrës, Albanien) ist Filmemacherin und Theaterregisseurin. Sie war 2013 Mitbegründerin von Kokoschka Revival, einem Künstlerkollektiv und Studio für digitale Kunst. Ihre hybride Praxis bewegt sich in Richtung Videokunst und Installation und entwickelt mehrere Wahrnehmungsebenen der Dramaturgie. Ihre Arbeiten wurden in verschiedenen internationalen Kontexten ausgestellt, darunter die Architekturbiennale von Venedig, das Filmfestival von Locarno und das Piccolo Teatro in Mailand.
Giuditta Vendrame (geb. 1985, Maniago, Italien) ist eine in den Niederlanden lebende Künstlerin. In ihrer Praxis erforscht und untersucht sie Bürgerschaft, Raum und Mobilität. Sie stellt soziale, künstliche Konstruktionen mit physischen, geografischen Elementen und natürlichen Kräften in Frage. Sie hat unter anderem auf der Architekturbiennale in Venedig, im Walker Art Center und im Van Abbemuseum Eindhoven ausgestellt.
Credits:
Authors Ana Shametaj, Giuditta Vendrame,
Light Design and scenography Giulio Olivero
Sound Design Renato Rinaldi
Technical Director Fabio Brusadin
Voices Anutis (Alba Nacinovich, Juliana Azevedo, Caterina De Biaggio, Laura Giavon), Piccolo Coro degli Amici diretto da Aglaia Merkel Bertoldi, Gruppo vocale femminile Stu Ledi
Production Kokoschka Revival
Scientific consultancy Valter Colle, Marjeta Pisk (ZRC SAZU, Institute of Ethnomusicology), Lino Straulino
Acknowledgment A special thank to the music label NOTA per “Lisica ta Fasalawa” – CD “REZIJA” NOTA CD 231.
SOT GLAS has initially been ideated and created for f “Spaziale. Everyone belongs to everyone else,” Italian Pavilion at the 18th. International Architecture Exhibition – La Biennale di Venezia 2023, promoted by the General Directorate for Contemporary Creativity of the Ministry of Culture and curated by Fosbury Architecture. In 2023 the project has been developed in collaboration with Comune di Trieste,Casa della Musica, Club Alpinistico Triestino, Alpe Adria Cinema – Trieste Film Festival and with the support of Regione autonoma Friuli-Venezia Giulia, Comune di Trieste, Ambasciata e Consolato Generale del Regno dei Paesi Bassi, Ambasciata della Repubblica d’Albania in Italia, Creative Industries Fund NL, INPS – Fondo PSMSAD, Fondazione Benefica Kathleen Foreman Casali, Fondazione Pittini, OPIFICIO NEIRAMI.
Die Arbeit „constellations“ von Detlef Hartung und Georg Trenz verortet Graz an einem weithin sichtbaren Punkt, der sowohl einzigartigen Weitblick als auch Orientierung liefert und eine Schnittstelle zwischen Himmel und Erde bildet. Ein Kosmos aus Sprache und Licht verwandelt die Festungsmauer unterhalb des Graz Museum Schlossberg in einen Nullpunkt der eigenen Standortbestimmung.
Graz Museum Festungsmauer
Biografie:
Detlef Hartung und Georg Trenz entwickelten in ihrer über 20jährigen Zusammenarbeit eine eigene Form des künstlerischen Ausdrucks, mit der sie Texte in eindrückliche Bilder verwandeln. Konkrete Sprache wird inhaltlich sowie formal zu bildhaften Zeichen. Die entstehenden Wortbilder erschaffen großflächige Bild-Text-Räume, die in Korrespondenz mit den realen, dreidimensionalen Räumen treten, auf die sie projiziert werden.
„Reverse“ – englisch für „umkehren“ und zugleich ein Spiel mit dem französischen „rêve“ für „Traum“ – entführt Besucher:innen in eine traumartige Verwirrung von Raum und Zeit. Yann Nguemas Installation zeigt eine kontemplative Choreografie am Grazer Uhrturm, die die Architektur des Bauwerkes aus sich heraustreten, immer wieder aus anderen Dimensionen auftauchen und sich erneut zusammensetzen lässt. Mit sowohl technischer als auch ästhetischer Eleganz überlagern sich die Ebenen; aus Fraktalen entstehen komplexe leuchtende Bilder, die Assoziationen an magische Traumwelten wecken. Nguema, aktuell Botschafter des Lyon Festival of Lights, ist ein aus der Wissenschaft stammender Künstler, Designer, Musiker und Programmierer, der sich der Technologie, Forschung und Poesie bedient, um Licht und Klang wirkungsvoll miteinander zu verschmelzen.
Uhrturm
Biografie:
Als Gründer des französischen visuellen Labels EZ3kiel stand Yann Nguema in den 25 Jahren seines Bestehens hinter unzähligen Projekten, mit denen sich der ehemalige Wissenschaftler in der internationalen Kunstszene etablierte. Er hat sich nicht gänzlich gegen die Wissenschaft gewandt, da seine Projekte tatsächlich auf der Technologie, der Forschung und der Kunst aufgebaut sind. Er erforscht und nutzt die Beziehungen zwischen Bild und Ton, schafft eigene Software-Tools und bereichert so die Ausstellung mit interaktiven Funken.
Diese Installation wird mit freundlicher Unterstützung von XAL realisiert.
Unter dem Titel „Spektrum“ verwandeln Designstudierende der FH JOANNEUM IDK das Kirchenschiff der Grazer Antoniuskirche in ein immersives Medienerlebnis. Nicht nur Klang- und Lichtspektren, sondern jegliches Konzept von Vielfalt und Bandbreite ist dabei Gestaltungsmaterial. Die verschiedenen Narrative erkunden Zwischenräume und Schattierungen von Gefühls- und Bedeutungsspektren, Farb- und Bewegungsbereichen, Harmonie und Chaos. Sie loten Darstellungsmöglichkeiten und gestalterische Spielarten aus, die mit Licht und Klang zu intensiven Erfahrungen für alle Sinne werden. Die gezeigten Arbeiten von Studierenden aus den Designdisziplinen Communication, Media, Sound und Interaction Design wurden von Astrid Drechsler, Daniel Fabry, Michael Kernbichler, Didi Mosbacher und Roman Pürcher betreut.
„REM“ erforscht als vielschichtige Montage aus Fotos, Videos und Tönen den menschlichen Schlaf und macht den Prozess des Träumens sichtbar. Dabei versucht die multimediale Installation keinesfalls einen Traum zu illustrieren, ihn zu deuten oder ein Wunschbild zu skizzieren. Vielmehr geht es Gudrun Barenbrock um das Erfassen der Welt in all ihrer Intensität – so auch den Schlaf, in dem der Mensch die Informationen des Tages in fragmentierten Erinnerungen aufarbeitet. Die Künstlerin untersucht damit die fließenden, ungewissen Grenzen zwischen Realität und Traum und legt so Mechanismen des menschlichen Bewusstseins frei. Wie Barenbrocks Projektion wurde auch die dazu erklingende Komposition von Sebastian Gramss und Klaus Osterwald originär für Graz entwickelt. Die Musik bildet dabei eine eigenständige Ebene, die mit dem Visuellen korrespondiert, es zugleich auch scharf kontrastiert. Ein Text von Valerie Fritsch, gelesen von den Schauspielhaus-Ensemblemitgliedern Otiti Engelhardt und Rudi Widerhofer, ergänzt die Arbeit.
Die Komposition von Klaus Osterwald wird gefördert durch das Kulturamt der Stadt Köln.
Schauspielhaus
Biografie:
Gudrun Barenbrock schafft begehbare Bildräume. Für ihre Installationen verwendet die Kölner Medienkünstlerin sowohl filmisches als auch fotografisches Material, das sie präzise in ausgewählte Räume setzt. Ihre subjektiv-minimalistischen Arbeiten bewegen sich zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion, oft in Zusammenarbeit mit Klangkünstlern und Musikern. So entstehen dynamische Bildlandschaften, die sich des Raums umfassend bemächtigen und im unmittelbaren Erleben eine starke sinnliche Präsenz entfalten.
Cast:
Konzeption, Videos: Gudrun Barenbrock Bass, Komposition: Sebastian Gramss Soundscapes: Klaus Osterwald Text: Valerie Fritsch Stimmen: Otiti Engelhardt, Rudi Widerhofer
Abstrakte Linien setzen sich zu komplexen und zugleich sehr ästhetischen Formen zusammen, die einmal in geschwungener Harmonie erscheinen, ein andermal in kantigem Chaos – so die Eindrücke, die die interaktive Installation „FLORA“ zu erschaffen vermag. Die Erscheinungen sind dabei niemals gleich, denn gesteuert und gestaltet werden sie von den Betrachtenden mittels eines Touchpads selbst. Aus sich überlagernden Sinuswellen erzeugt der dahinterliegende Algorithmus eine Animation, die unseren persönlichen Traumlandschaften ähnelt. Wie sich die inneren Bilder, denen wir im Schlaf begegnen, unterscheiden, so bringt auch „FLORA“ durch die Übersetzung der individuellen Interaktion die Persönlichkeit der interagierenden Personen zum Vorschein: von zögerlich bis wild, gar rücksichtslos, von rund und organisch bis eckig und abstrakt.
Schauspielhaus Fassade
Biografie:
Philipp Artus ist ein multidisziplinärer Künstler und Filmemacher mit Sitz in Berlin. Seine experimentellen Animationen, Lichtinstallationen und Zeichnungen erforschen die Manifestationen des Lebens durch Bewegung, Klang und Bildsprache. Er komponiert audiovisuelle Erfahrungen, die spielerische Elemente mit minimalistischen Strukturen, zeitlose Themen mit zeitgenössischen Beobachtungen, turbulente Beschleunigung mit kontemplativer Stille vereinen.
Credits:
Komponistin: Stina Francina
Diese Installation wird mit freundlicher Unterstützung von Holding Grazrealisiert.
Wir alle sehen und hören dasselbe, nehmen jedoch völlig unterschiedlich wahr. Ausgehend von dieser Individualität menschlicher Sinneswahrnehmung schafft der Künstler Laurenz Theinert mit seinem „visual piano“ Erlebnisräume, die frei von Botschaften, Denkmustern und Begrifflichkeiten und dadurch offen für subjektive sowie kollektive Erfahrung sind. Im Grazer Dom begegnen Besucher:innen bewegten Lichtskulpturen, die die Dimension des bespielten Raumes weiten und ein Gefühl von Grenzenlosigkeit entstehen lassen. Die dazu von Domorganist Christian Iwan (24.10.)*, Domkapellmeisterin Melissa Dermastia (25.10.)* und dem österreichischen Komponisten und Musiker Wolfgang Mitterer (26.10.)* live gespielten Orgel-Stücke lassen analog zum Visuellen ein freies Interpretieren der Melodien und Rhythmen zu:
Wie in Träumen verwebt Domorganist Christian Iwan in seinen Improvisationen musikalische Elemente miteinander, die in unterschiedlichen Zeiten entstanden sind und sich somit in der Realität nie begegnen konnten. Ausgangspunkt sind die Klangfarben der neuen Grazer Domorgel, die Tonsprache ist v.a. inspiriert von der „Klangmystik“ französischer Musik aus dem 20. Jahrhundert, das thematische Material wird bekannten Werken des Jahresregenten Anton Bruckner entnommen sein.
Domorganistin Melissa Dermastia wird am 25.10. an der Domorgel zu hören sein. Am Programm dieses Abends stehen klangmalerische Werke der beiden französischen Komponisten Louis Vierne und Jehan Alain. Im „Claire de lune“ – also im Mondschein – kann die Reise in die träumerische Welt der spätromantischen französischen Musik angetreten werden. Selbstvergessen schmiegt sich hier die Melodie in die Architektur des Grazer Doms, ehe die Zuhörenden mit der „Hymne au soleil“, dem Lobgesang an die Sonne, abrupt in das gleißende Licht der Sonne zurückgeholt werden.
2023 hat Wolfgang Mitterer für die „Biennale Musica“ in Venedig ein Projekt für Orgel und Surround-electronics mit dem Titel „requiem for a beautiful dream“ entwickelt. Dieses Stück ist der Ausgangspunkt für die Improvisationen im Grazer Dom am 26.10. Sechs Lautsprecher werden im gesamten Kirchenraum verteilt, ausgehend von der Orgel und ihren vielen Farben kreisen die Klänge wie unsichtbares Licht durch den Raum.
Gemeinsam mit der musikalischen Improvisation der Organist:innen ermöglicht Theinerts Improvisation am „Visual Piano“ eine unmittelbare Kunstform aus Licht und Klang, die in all ihrer Immaterialität nur für den Moment besteht. „Ein Träumen mit offenen Augen und Ohren“ nennt es Laurenz Theinert selbst.
Zusätzlich zu der bestehenden Licht- und Klanginstallation finden an den drei Festivalabenden jeweils drei Live-Konzerte statt – Zählkarten hierfür gibt es auf www.ticketzentrum.at.
Grazer Dom
Biografie:
Der Fotograf und Lichtkünstler Laurenz Theinert (*1963) konzentriert sein Schaffen auf visuelle Erfahrungen, die nicht bildhaft auf etwas verweisen. Er strebt vielmehr nach einer abstrakt-reduzierten Ästhetik, die ihn – durch den Wunsch nach weiterer Entmaterialisierung – von der Fotografie schließlich zum Medium Licht führte.
Er ist Live-Licht- und Medienkünstler. Seine „visual piano“ Performances werden auf der ganzen Welt gezeigt. Von Sao Paulo, London, Sydney, Berlin über New York bis Singapur. Er schafft mediale Lichträume mit 360° Panorama-Projektionen. So entstehen abstrakte, live gespielte Environments.
Mit ihrer audiovisuellen Projektion „Unveiled – Dreams are my reality“ enthüllen OchoReSotto wortwörtlich die Komplexität unserer Realität und knüpfen damit an ihre bisherige künstlerische Auseinandersetzung an. Scheinbar solide Bilder werden fragmentiert, um sich wieder zu neuen, illusorischen und surrealen Landschaften zusammenzusetzen. Das Spiel mit der subjektiven Wahrnehmung, mit der konstruierten Künstlichkeit von Wahrheit, aber auch mit der Vielfalt menschlicher Gefühle vermittelt eine zentrale Botschaft des Grazer Künstlerkollektivs: Realität ist stets ein Spiegelbild unseres Selbst. Im Wechselspiel zwischen Individuum und Gesellschaft wandelt sie sich, wird beeinflusst und verschoben. So begegnen den Besucher:innen sowohl in den Bildern an der Fassade der Oper Graz als auch in der dazu erklingenden Musik von Wolfgang Lehmann Texte über die Vielschichtigkeit des Träumens und Wachens mit all ihren emotionalen Tiefen.
Oper Graz Fassade
Biografie:
Seit mehr als 20 Jahren sind die Grazer Volker Sernetz, Stefan Sobotka-Grünewald und Lia Rädler als Film- und Projektionskünstler tätig. Neben Video- und Filmproduktionen sind sie mit ihren Großformat-Projektionen sowohl national als auch international erfolgreich aktiv. OchoReSotto schaffen Licht- und Soundinstallationen auf Fassaden oder lassen Räume buchstäblich in einem anderen Licht erscheinen. Ihre Projektionskunst setzt das Trio auch für permanente Installationen wie in Museen und Showrooms ein oder in Kombination mit Architektur und im öffentlichen Raum. Sie sind Gründer des „strictly analog – studio for experimental progress“ ( Graz / Triest / Tokyo) – ein Netzwerk zu Förderung von alternativen/experimentellen Arbeits- und Kommunikationsprozessen. www.ochoresotto.com
Diese Installation wird mit freundlicher Unterstützung von Polestarrealisiert.
In der immersiven Aufführung „Lumière Sonore“ von A.I.L.O verschmelzen Licht und Nebel mit der tänzerischen Darbietung der Installations- und Performance-Künstlerin Anna-Eva Berge und der Soundimprovisation des Klangkünstlers Fabrice Leroux. Das Zusammenspiel der Elemente changiert kontinuierlich zwischen Materiellem und Immateriellem: Es erscheint wie ein Streben nach der absoluten Loslösung von allem Greifbaren; eine sinnliche Suche, die der Realität langsam entgleitet.
„Lumière Sonore“ von A.I.L.O wird im Rahmen des Festaktes zum 529. Jubiläum der Bühnen Graz am 24. Oktober 2024 in der Oper Graz präsentiert. Tickets gibt es auf www.ticketzentrum.at.
Der Mensch tendiert dazu, mithilfe seines Verstandes, die Welt zu kategorisieren, zu klassifizieren und sie sich so verständlich zu machen. Tatsächlich gibt all unser Wissen aber keinerlei Antwort auf viele existenzielle, brennende wie banale Fragen: Warum geschieht nie Nichts? War ich noch nie ganz wach? Soll ich mich betrinken? Oder: Findet mich das Glück? Mit ihrem Projekt wirft das renommierte Schweizer Künstler-Duo Peter Fischli und David Weiss rund 1400 wiederkehrende Fragen an Wände, zu deren Fuße ein Bett steht – womöglich, weil wir uns eben solche schwerwiegenden, aber auch amüsanten Fragen gerne stellen, bevor uns der Schlaf übermannt. Als eines der bedeutendsten Werke der Gegenwartskunst, das 2003 bei der 50. Biennale von Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet wurde, führen Fischli & Weiss’ Fragenprojektionen die Komplexität scheinbar einfacher Fragen vor Augen und regen gleichsam dazu an, über eben diese intensiver nachzudenken.
Peter Fischli (Schweizer, geb. 1952) und David Weiss (Schweizer, 1946-2012) sind ein Künstlerduo, das vor allem für seine multimedialen Installationen und Filme bekannt ist, die alltägliche Materialien in absurden und humorvollen Kontexten präsentieren. Fischli wurde in Zürich geboren und studierte an der Akademie der Bildenden Künste in Urbino und Bologna. Weiss, ebenfalls in Zürich geboren, studierte an der Kunstgewerbeschule in Zürich und Basel. Fischli und Weiss begannen ihre Zusammenarbeit 1979 mit der Wurst-Serie, 10 Farbfotografien von Alltagsszenen, die von verkleideten Würsten dargestellt werden. Die Absurdität und Verspieltheit, die alle ihre Arbeiten kennzeichnen, zeigen den Einfluss von Dada, Surrealismus und Pop Art.
Credits:
Courtesy: Privatsammlung
Diese Installation wird mit freundlicher Unterstützung von Kleine Zeitungrealisiert.
Es ist ein gewaltiger Anblick, der sich beim Eintritt in die Grazer Stadtpfarrkirche eröffnet: der Mond. Luke Jerrams Lichtskulptur „Museum of the Moon“ zeigt eine Nachbildung des Mondes mit sechs Metern Durchmesser. Jeder Zentimeter bildet etwa fünf Kilometer der Mondoberfläche nach, deren Krater, Berge und Täler für Betrachtende sichtbar werden. Im hier Erlebbaren verschmelzen NASA-Aufnahmen des Mondes mit sanftem Mondlicht, das vom Inneren heraus strahlt, akustisch ergänzt um eine Surround Sound-Komposition des mehrfach ausgezeichneten Komponisten Dan Jones. In Letzterer werden Töne der Apollo-Mondmissionen sowohl mit klassischer Musik, Claude Debussys „Clair de Lune“, als auch Klängen der Natur verwoben. Das Projekt „Museum of the Moon“ wurde in mehr als 300 Ausstellungen in circa 30 Ländern gezeigt und begeisterte bereits Millionen von Menschen. Von Ort zu Ort ändert sich dabei die Interpretation der Betrachtenden – einerseits ein Zeichen unserer kulturellen Unterschiede, andererseits Beweis, wie sehr der Mond Menschen über alle Grenzen hinweg berührt und dadurch verbindet.
Stadtpfarrkirche
Biografie:
Luke Jerrams multidisziplinäre Praxis umfasst die Schaffung von Skulpturen, Installationen und Live-Kunstprojekten. Er lebt im Vereinigten Königreich, arbeitet aber seit 1997 international und hat eine Reihe außergewöhnlicher Kunstprojekte geschaffen, die Menschen auf der ganzen Welt begeistern und inspirieren. Allein im Jahr 2023 hatte er über 115 Ausstellungen in 27 verschiedenen Ländern, die von mehr als 3 Millionen Menschen besucht wurden.
Credits:
Das Projekt „Museum of the Moon“ wurde von mehreren kreativen Organisationen in Auftrag gegeben, die von Luke Jerram und dem Norfolk & Norwich Festival zusammengebracht wurden. Zu diesen zählen das Greenwich+Docklands International Festival, das Brighton Festival, Without Walls, das Cork Midsummer Festival, We The Curious, Lakes Alive, Provincial Domain Dommelhof, Les Tombées de la Nuit, Rennes und das Kimmel Center for the Performing Arts. Das Kunstwerk wurde in Zusammenarbeit mit der UK Space Agency, der University of Bristol und der Association of Science and Discovery Centres geschaffen. Das Astrogeology Science Centre in den USA fertigte das 23 Meter breite, hochauflösende Bild des Mondes an, das durch einen NASA-Satelliten mit einer Lunar Reconnaissance Orbiter Camera aufgenommen wurde.
Ist es der Schlaf oder der Traum der Vernunft, der Ungeheuer gebiert? Inspiriert von einem spanischen Kunstwerk mit doppeldeutigem Titel stellen sich die Künstler Detlef Hartung und Georg Trenz die Frage, ob nun die An- oder Abwesenheit unserer Vernunft Ungeheuer erschaffe und rücken damit die Polarität von Aussagen in den Fokus ihres Projektes. Dem assoziativen Gedankenraum, den das Künstler-Duo kreiert, liegt das Spiel mit Kontrasten zugrunde: Schlaf und Wachzustand, Traum und Realität, Schönheit und Hässlichkeit. Hartung & Trenz nützen die architektonischen Bedingungen des Grazer Joanneumsviertels, um mittels Licht und Typografie imaginäre Fenster zu öffnen und durch diese Einblicke in die von ihnen erschaffene, darunterliegende Unterwelt zu gewähren. Durch die musikalische Unterstützung des Klang- und Medienkünstlers Seppo Gründler verwandeln sich die kegelartigen Trichter im Boden in Klanginseln, die einen kontinuierlichen, teils sich kontrastierenden, teils sich addierenden Klangraum bilden und je nach Standpunkt der Besucher:innen anders wahrgenommen werden.
Detlef Hartung und Georg Trenz entwickelten in ihrer über 20jährigen Zusammenarbeit eine eigene Form des künstlerischen Ausdrucks, mit der sie Texte in eindrückliche Bilder verwandeln. Konkrete Sprache wird inhaltlich sowie formal zu bildhaften Zeichen. Die entstehenden Wortbilder erschaffen großflächige Bild-Text-Räume, die in Korrespondenz mit den realen, dreidimensionalen Räumen treten, auf die sie projiziert werden.
Diese Installation wird mit freundlicher Unterstützung von Kronen Zeitungrealisiert.
Umgeben vom massiven Dolomitgestein des Grazer Schloßbergs, wird der „Dom im Berg“ zu einem kraftvollen Ort der Inspiration. In einer Welt, die zunehmend von virtuellen Erlebnissen dominiert wird, setzt „OM“ bewusst einen Kontrapunkt. Geschaffen mit modernsten digitalen Werkzeugen und klassischen gestalterischen Prinzipien folgend, eröffnet sie einen analogen Erfahrungsraum, der direkt auf die Sinne der Besucher*innen abzielt.
Die frei begehbare audiovisuelle Installation lädt dazu ein, immer neue Perspektiven zu entdecken und ermöglicht ein Erlebnis, das so persönlich wie intensiv ist. MO:YA setzen dieses Projekt gemeinsam mit dem Grazer Musiker Markus „Seismo“ Graf um, der eine Klangkomposition originär für das Ambisonic-Soundsystem des Dom im Berg komponiert hat.
Auf dieser audiovisuellen Reise, die ohne klaren Anfang und Ende konzipiert ist, gibt es keine Grenzen – nur die Freiheit, zu verweilen, zu träumen und sich von der Magie des Ortes verzaubern zu lassen.
Dom im Berg
Achtung! Der Schlossbergstollen und somit auch der Dom im Berg sind ausschließlich im Einbahnsystem, ausgehend vom Schlossbergplatz, zugänglich.
Biografie:
MO:YA ist ein Kreativstudio mit Sitz in Graz und Salzburg, das auf immersive Multimedia-Projekte spezialisiert ist. Mit ihren Arbeiten schaffen Werner Huber und Roland Mariacher seit 2011 einzigartige Erlebnisse indem sie physische und virtuelle Realitäten mittels Videoprojektionen verflechten. Die beiden Gestalter wurden mit dem Staatspreis Design in der Kategorie „Design Concepts“ ausgezeichnet und sind Lehrbeauftragte am Institut für Design und Kommunikation der FH Joanneum.
Diese Installation wird mit freundlicher Unterstützung von Kronen Zeitungrealisiert.
In den Bergen Kolumbiens wächst eine Pflanze, die über ihre Blätter Feuchtigkeit aus dem Nebel aufnimmt und über ihre Wurzeln wieder abgibt. „Bodies inside each other“ ist eine Kunstinstallation, die die Beziehung der Pflanze mit ihrer Umgebung erforscht. Die erleuchtete Skulptur ist vom Inneren der Pflanze inspiriert und verwandelt Eis in Wassertropfen. Jazmin Rojas Forero verwebt Fiktives und Reales, Wissenschaft, Fantasie und Träume miteinander. Damit möchte sie nicht nur sinnliche und überzeugende poetische Gesten schaffen, mit ihrer Kunst verfolgt die Kolumbianerin auch einen Traum, den sie mit vielen anderen aktuellen Künstler:innen teilt: Die brüchige Beziehung zwischen Mensch und Umwelt – der Natur, den Tieren, allem Nicht-Menschlichen – soll in ein neues Licht gerückt, dadurch betrachtet, reflektiert und wiederhergestellt werden.
Hinters Licht führen – Lena Höll und Robert Anagnostopoulos
Was verbirgt sich hinter dem Licht? In Lena Hölls und Robert Anagnostopoulos’ Werk ist es eine Welt der Illusionen und Fantasien, eine Welt, die sich ganz den Träumen widmet. Die Installation „Hinters Licht führen“ erforscht diese flüchtigen und doch kraftvollen Erlebnisse, die das menschliche Unterbewusstsein sowohl in der Nacht als auch am Tag erfährt. Durch Lichtstrahlen, die mithilfe von Spiegeln gelenkt, reflektiert und vervielfältigt werden, verwandelt sich der Raum in eine träumerische Landschaft, durch die das Licht schwebt bis tanzt. Es sind puristische Strukturen – klare Zonen des Lichts inmitten der Finsternis –, die gerade durch ihre Einfachheit eine besonders kontemplative Stimmung erschaffen. Besucher:innen finden sich an einem Ort der Ruhe wieder, der doch voller Geheimnisse steckt. Vertraut man sich dem Licht an, lässt man sich von ihm leiten, eröffnet jede Spiegelung eine neue Dimension, eine Idee oder einen Gedanken, womöglich auch einen neuen Traum. Lena Höll und Robert Anagnostopoulos studieren Architektur am Institut für Raum und Gestalt der TU Graz. Ihr Interesse gilt u. a. der Interaktion von Licht und Raum, besonders auch dem Spiel mit Reflexionen.
Rain of Change – Marith Buma, Melvin Dotinga, Daniël Hellendoorn, Iris Stroeve, Lennart Wenzig und Martijn Pekel („Still loading …“) der FH NHL Stenden in Leeuwarden, Niederlande
Täglich sind wir Menschen mit einer Vielfalt von Einflüssen konfrontiert, die auch unsere eigenen Ansichten verändern. Dadurch wird die Welt zu einer dynamischen Landschaft, auf die wir selbst aus verschiedenen Perspektiven blicken. Mit diesen unterschiedlichen Blickwinkeln setzt sich die Medieninstallation „Rain of Change“ auseinander: Zwei Figuren durchwandern eine verwirrende Welt, auf die sie aufgrund ihrer Lebenseinstellungen völlig konträr reagieren. Während der eine in den Erlebnissen nur Negatives erkennen kann, gelingt es der anderen, in vielen kleinen Dingen die Schönheit dieser Welt zu entdecken. Die Botschaft: Es ist vor allem der eigene positive Blick, der die Umgebung erhellen und Situationen verbessern kann. Studierende des Studienfaches „Art’n Sound“ der niederländischen Fachhochschule NHL Stenden produzierten unter der Leitung von Projektmanagerin Marith Buma einen Kurzfilm, der von flatternder Folie und Lichteffekten begleitet wird. So verschmelzen in „Rain of Change“ Video, Projektion und weitere Lichtquellen zu einer sinnlichen sowie eindrücklichen Installation, die bereits am LUNA-Festival in Leeuwarden gezeigt wurde.
Verduinen („Eine Düne werden“) – Maria Stuut
Es war ein Strandgutsammler, der Maria Stuut auf die sich verändernde Landschaft auf der Insel Ameland hinwies. Während der Sand auf der einen Seite verschwand, wurde er auf der anderen Seite immer mehr. Mit ihrer Videoinstallation „Verduinen“ erforscht die Künstlerin diesen sich bewegenden Sand auf ihre ganz eigene Weise: Sie verwandelt sich selbst in eine Düne – sie „verduint“. „Die Menschen versuchen, die Sandbewegungen zu beeinflussen, aber es gelingt ihnen nicht. Deshalb wollte ich selbst zu einer Düne werden und musste feststellen: Auch ich versuchte, den Sand zu manipulieren.“, so Maria Stuut über ihre Erfahrung. „Verduinen“ zählt zu jenen künstlerischen Projekten, die sich intensiv mit der Ebene des Mehr-als Menschlichen auseinandersetzen. Der Mensch steht nicht nur in Beziehung zu anderen Menschen, sondern auch unweigerlich zu allem Nicht-Menschlichen, das ihn umgibt. Daraus ergibt sich eine Dimension, die den Menschen aus seiner Menschlichkeit heraustreten lässt. In Maria Stuuts Installation tauchen Betrachtende in diese Dimension wie in einen Traum ein und erleben, wovon viele vielleicht träumen: den menschlichen Körper zu verlassen und Teil einer völlig anderen, nicht-menschlichen Umgebung zu werden.
Anleitung für den Versuch, selbst eine Düne zu werden Verspüre den Wunsch, eine Düne zu werden. Finde einen Strand oder eine Wüste. Finde einen windigen Tag. Liege still für eine lange Zeit. Am besten, du denkst nur an den Sand, aber das ist schwer. Du könntest Lieder in deinem Kopf singen. Das macht es weniger schmerzhaft. Du könntest jemanden mitbringen, der zusätzlich Sand in den Wind wirft. Das beschleunigt die Langsamkeit. Gib auf, aber nicht zu schnell. Versuche, eine Düne zu werden.
This could be the answer, this may be a nightmare – Jakob Kolb
Skulpturale Objekte treffen auf Licht und Klang. Jedes Medium erforscht auf seine Art das Unterbewusste, in ihrer Symbiose übersetzen sie diese Erforschung in eine reale Form. Dabei entsteht wiederum eine traumähnliche Umgebung: ergreifend und doch nicht ganz greifbar, hell und klar, nahezu ätherisch. Mit seiner Installation „This could be the answer, this may be a nightmare“ spricht Jakob Kolb sein Publikum auf mehreren Sinnesebenen an – stets mit dem Ziel, verborgene Schichten der Wahrnehmung und des Bewusstseins zu enthüllen. Die Skulpturen „Vessels“, ein maßgeblicher Teil der Arbeit, bestehen aus kalten, anorganischen Materialien. Ihre starre Form fängt jedoch lebhafte Erinnerungen ein: Gedachtes, Gefühltes, Erlebtes findet hier seinen Platz. Ergänzt werden die Objekte durch eine Inszenierung mit Licht und Klang. LED-Module bespielen die Szenerie mit Videos – Filmmaterial, das vom Künstler selbst aufgenommen und bearbeitet wurde. Der dazu erklingende Sound, ebenso von Jakob Kolb, mutet minimalistisch an, greift jedoch mit den visuellen und physischen Elementen ineinander und verstärkt dadurch den traumartigen Charakter des Werkes. Jakob Kolb ist Absolvent der Akademie der bildenden Künste Wien mit einem Master-Abschluss im Fach Expanded Pictorial Space. Der Bau der LED-Module für dieses Projekt erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Elektroingenieur Thomas Baumhartner.
Sonolux – Speculative Future Mahtab Jafarzadeh Miandehi, Hannah Albrecht, Bensu Kaya, Francisco Sylla, David Laßlberger
Ein Kollektiv bestehend aus fünf Studierenden der Fachrichtung Sound- und Interaction Design der FH Joanneum und der Kunstuniversität Graz hat es sich zur Aufgabe gemacht, Klanglandschaften im Grazer Stadtraum zu erkunden und hiervon zukünftige Szenarien, sowohl dystopischer als auch utopischer Natur, abzuleiten. Dabei soll sowohl auf die akustische Ökologie als auch auf die Gestaltung des Klangs in öffentlichen und privaten Räumen aufmerksam gemacht werden. Subtile visuelle Elemente ergänzen klanglichen Eindrücke. Durch dieses Projekt soll verdeutlicht werden, wie die städtische Entwicklung die natürlichen Klanglandschaften beeinflussen kann.
Schlossbergstollen
Achtung! Der Schlossbergstollen und somit auch der Dom im Berg sind ausschließlich im Einbahnsystem, ausgehend vom Schlossbergplatz, zugänglich.
Diese Installation wird mit freundlicher Unterstützung von AVL realisiert.
In Kooperation mit KLANGLICHT präsentiert die HALLE FÜR KUNST Steiermark eine von ihr kommissionierte Arbeit von Norbert Pfaffenbichler. Pfaffenbichler ist Konzeptkünstler und wesentlicher Protagonist des österreichischen Experimentalfilms. Mit seinen oftmals opulenten, zwischen Horror und Humor oszillierenden Arbeiten eröffnet er neue Perspektiven auf die Welt. Die surrealistische Videoinstallation „PANDORAS BOX PARTY“ zeigt kontrastreiche Bilder aus unzähligen, ineinander verwobenen und verzerrten menschlichen Körpern, die sich in ständiger Metamorphose befinden. An die Innenseite des Glaskubus projiziert, ist die Projektion ausschließlich von außen für das Publikum sichtbar, scheint sich dabei aber über alle realen physischen Grenzen hinwegzusetzen. Die dadurch entstehende unheimliche Atmosphäre wird von tiefen, düsteren und choralartigen Drones des Musikers Wolfgang Frisch verstärkt. Zugleich werden abstrakt-lyrische Textanimationen der Autorin Barbara Kaufman zum Thema Traum und Verwandlung auf Monitoren im Außenbereich ausgestrahlt.
Credits:
Kamera, VFX: Paul Lechmann Text: Barbara Kaufmann Musik: Wolfgang Frisch
Choir of Kin ist ein fortlaufendes, mehrteiliges intermediales Projekt des Kollektivs Transformative Narratives, das experimentelle Kompositions- und Klangproduktionsprozesse durch multispezies Begegnungen erforscht. In der Neuen Galerie Graz präsentiert das Kollektiv seine Musiknotationstechnik Lichenography als audiovisuelle Installation. Diese Technik wurde ursprünglich während einer Research Residency im Rahmen der European Media Art Platform im Jahr 2023 entwickelt.
Lichenography ist eine Musiknotationstechnik, die Klänge basierend auf den morphologischen Daten von Flechten erzeugt. Bei diesem Prozess werden die Körperformen von Flechten, die auf Bäumen und Steinen wachsen, manuell nachgezeichnet und mithilfe digitaler Bearbeitungssoftware in MIDI-Noten übersetzt, um Musik zu komponieren. Auf diese Weise werden die Flechten zu aktiven Teilnehmern im Kompositionsprozess und erzeugen Toncluster beruhend auf ihren physischen Strukturen. Dieser Ansatz ist von einer Technik inspiriert, entwickelt von der Wissenschaftlerin Anne Pringle, um individuelle Wachstumszyklen und Rückgänge der Biodiversität zu verfolgen. Flechten sind entscheidende Organismen für das Verständnis von Symbiose und haben eine bedeutende Rolle bei der Besiedlung des Landes durch pflanzliches Leben gespielt. Ihre Struktur besteht aus einem Pilzkörper, in dem Algen oder Cyanobakterien leben. Der Pilz bildet den Großteil des Flechtenkörpers und schützt vor Trockenheit und UV-Licht, während die Algen und Cyanobakterien durch Photosynthese Zucker als Hauptnahrungsquelle produzieren. Diese Zusammenarbeit zwischen Pilzen und photosynthetischen Organismen hat eine entscheidende Verbindung geschaffen, die seit Millionen von Jahren besteht und eine zentrale Rolle in unserem Ökosystem einnimmt. Inspiriert von diesen komplexen Beziehungen erforscht Transformative Narratives die Entstehung von Multispezies-Welten, die durch Prozesse des Überlebens und der Koexistenz geprägt sind. Das Kollektiv strebt danach, Geschichten zu erzählen, die Mikro- und Makrowelten miteinander verbinden und unser Verständnis der menschlichen Identität erweitern, indem es von mehr-als-menschlichem Leben lernt. Die Themen und Methoden des Kollektivs sind durch Untersuchungen zur Symbiose und zur Verflechtung von Landschaften geprägt. Die Animation macht das Hörbare sichtbar: Eine feine Linie zeichnet die Formen der Flechten nach, löst Noten aus und erzeugt Klang. Das Publikum ist eingeladen, zuzusehen und zuzuhören, während sich eine Symphonie entfaltet.
Credits: Die Entwicklung des Projekts wurde von der European Media Art Platform im Rahmen einer Research Residency bei Antre Peaux in Bourges, Frankreich unterstützt. Animation mit Cris Anutoiu and Martin Eichler Coding mit Gerard Valls Montaño
Biografie:
Transformative Narratives Transformative Narratives initiiert performative und audiovisuelle Erfahrungen durch transdisziplinäre World-Building-Strategien. Durch das Verknüpfen von Geschichten, verwandelbaren Charakteren und Einblicken in imaginäre Landschaften setzt das Kollektiv die transformativen Kräfte des Selbst und die Dringlichkeit für kollektives Wachstum und radikale Fürsorge in den Mittelpunkt. Symbiotisches Miteinander stellt zentrales Thema und Methode in Entstehungsprozessen von Projekten dar, die sich aus experimenteller Musik, bildender Kunst und Text zusammensetzen. Die initiierten Projekte legen das queering von Beziehungen und kinship nahe und verweben persönliche Geschichten in kooperative, performative Erfahrungen. In ihrer jüngsten Arbeit erforschen Transformative Narratives speziesübergreifende Welten und erlernen dabei neu, wie Raum ausgehandelt und Gemeinschaft gebildet wird. www.transformativenarratives.xyz
Lena Kuzmich Lena Kuzmich (they/them/keine Pronomen), geboren 1998 in Wien, skizziert alternative Welten, die sich aus Elementen der Fotografie und Videokunst zusammensetzen. Deren Arbeit zentriert World-Building-Strategien und die Erweiterung von Körper und Identität, um Visionen alternativer Gesellschafts- und Lebensformen vorzustellen. Die Verschmelzung von Technologie und biologischem Leben ist dabei ein zentrales Thema, das dazu dient, Narrative aufzubrechen und Raum für spekulative Welten zu schaffen, die vor allem nicht-menschlichem Leben immer mehr Bedeutung beimessen. Eklektisch sammelt Lena Inhalte aus Wissenschaft, Kunst, Sozialtheorie, Popkultur, Subkulturen und historischen Mythen, um collageartige Welten zu gestalten und neue Zusammenhänge und Narrative zu erschaffen.
Tony Wagner Tony Wagner (he/they) ist ein Musiker und Künstler, dessen Arbeit auf der Konzeption von immersiven Klangwelten für introspektives Hören aufbaut. In seinen Solo- und Ensemblestücken erkundet er mit einem experimentellen Ansatz die weite Bandbreite an Sound und Emotionalität, ohne dabei die kathartischen und transformativen Fähigkeiten der Popmusik aus den Augen zu verlieren. Tonys Arbeit reicht von Produktionen unter den Pseudonymen Tony Renaissance und Bogland über kollaborative Arbeiten mit dem Duo Snake Boots und dem Kollektiv Transformative Narratives bis hin zu Auftragsarbeiten für Film, Theater, Tanz und Performance und seiner Arbeit als Co-Manager und Veranstalter innerhalb des Musiklabels Tender Matter.
Johannes Kepler, historische Größe der Mathematik und Astronomie, musste Graz als Protestant im Zuge der Gegenreformation verlassen. 200 Jahre später wurde ihm an diesem Ort ein Denkmal gesetzt: Die Gründung des Joanneums war ein politisches Statement, um Wissen allen – ganz gleich welcher Überzeugung – zugänglich zu machen. Mit seinem Projekt „Nicht im vorliegenden Sachverhalt“ nimmt der Künstler Joseph Kosuth ebenfalls auf den Gelehrten Bezug: Der Titel ist eine Anlehnung an Keplers astronomische Überlegungen zur Schöpfung. So verbindet auch Kosuth für seine Arbeit im Lesliehof das Medium Licht mit einer keplerschen These, die einen Bezug zum Sternenhimmel herstellt: Die Kraft, die den Aspekten ihre Bedeutung verleiht, wohnt allen Körpern inne und zeigt sich dort, wo ein Sachverhalt sichtbar zum Ausdruck kommt.
Die Galerie Grill präsentiert zu KLANGLICHT 2024 Werke von Esther Stocker und David Reumüller. Stocker drückt sich durch Linien, Raster, rechte Winkel und die Nichtfarben Schwarz und Weiß aus. Für KLANGLICHT 2022 hatte sie sich erstmals mit dem Medium Licht auseinandergesetzt. In der Folge entstanden unterschiedliche Leuchtobjekte, aus deren Serie nun im Rahmen des diesjährigen Festivals wiederum Werke gezeigt werden. David Reumüller verbindet mit seinem Schaffen unterschiedliche Disziplinen und Medien. Seine interaktive Videoinstallation „Exposure 03“ zeigte der Künstler erstmals im Rahmen von KLANGLICHT 2023 im Dom im Berg, mittlerweile wird die Arbeit international präsentiert. In der Galerie Grill inszeniert Reumüller seine ursprüngliche Animation erneut – ergänzt um eine exklusive Siebdruckedition von Videostills, die mit zusätzlichem Sound weiter verdichtet werden.