Klanglicht

Das Kunstfestival
der Bühnen Graz

BEYOND THAT von BRIGITTE KOWANZ

 

Kurzes Signal. Langes Signal. Pause. Der Morsecode ist ein System, das nur zwei Zeichen kennt: Signal oder kein Signal, wobei die zeitliche Länge des Signals variabel ist. Es zeichnet sich durch eine Vielfalt an Einsatzmöglichkeiten aus: über Ton oder Funk, mit elektrischen Impulsen oder Unterbrechung eines konstanten Signals, mit Lichtzeichen, die ein- und ausgeschaltet werden. Auch Brigitte Kowanz bedient sich des Morsecodes, wenn sie mit Licht Wörter gestaltet – also mit Licht schreibt. Kern ihrer Arbeit ist dabei das Thematisieren des universellen Bedürfnisses nach dem Senden und Empfangen von Botschaften, des Weiteren auch die Frage, welchen Einfluss neue Medien und Technologien auf unsere Kommunikation ausüben. Mit „Beyond that“ inszenierte Kowanz insgesamt zehn Bäume im Schlosspark als Kommunikationsmittel und lud Besucher*innen ein, ihre Botschaft selbst mit Licht freizulegen. Mit reflektierenden Folienstreifen umwickelt wurden die Bäume zum Träger von Morsecodes, die mit der eigenen Handytaschenlampe entschlüsselt werden konnten. Durch das eigenhändige Beleuchten der Stämme in der Dunkelheit wurde die Botschaft offengelegt: Beyond that – darüber hinaus. Über das Bestrahlen mit Licht hinaus besteht der Code auch in der Finsternis. Über das Leuchten der Sterne hinaus ist das Universum existent. Über unser Dasein hinaus besteht Unendlichkeit. Jede und jeder findet ihre oder seine Interpretation von „Beyond that“. Was Brigitte Kowanz mit ihrer Intervention jedoch allen vor Augen führte, ist die Dematerialisierung von Kunst und die Visualisierung von Immaterialität, Flüchtigkeit und Grenzenlosigkeit des Lichts. Geleitet vom Satz Light is what we see zeigt Brigitte Kowanz das Paradoxe des Lichts: Es macht alles sichtbar, bleibt in der Regel selbst aber unsichtbar. Ihre Codes dienen der Künstlerin dabei als ästhetisches Kommunikationsmittel. Ihre Einladung gilt allen, die diese entschlüsseln möchten.

KLANGLICHT 2021

Brigitte Kowanz studierte von 1975 bis 1980 an der Hochschule für angewandte Kunst Wien, wo sie von 1997 bis 2021 auch eine Professur inne hat. Ihre Arbeiten waren unter anderem bei der Venedig Biennale, der Sao Paolo Biennale, der Sydney Biennale, der Cairo Biennale, in der Fondation Beyeler, der Hayward Gallery London, im Museum of Contemporary Art Sydney, im MACRO Museo d‘Arte Contemporanea di Roma, oder im Shanghai Art Museum zu sehen. Licht und Raum, Medien und Information sind zentrale Elemente in der vielschichtigen Arbeit von Brigitte Kowanz. Sprache, Codes, Symbole und Zeichen werden in subtilen Installationen poetisch beleuchtet. Kowanz erzeugt auratische Situationen, in denen Betrachterinnen und Betrachter bei der Aktivierung und der etwaigen Decodierung eine entscheidende Rolle zukommt. Aktuelle Installationen thematisieren den Einfluss von neuen Technologien auf die Konstruktion von Wirklichkeit. Die Beschleunigung der Kommunikation trifft auf die Beschleunigung des Lebens. Kowanz Arbeiten reflektieren diese Dynamik buchstäblich: die rhythmisierte, sinnliche Qualität des Lichts, in die das Publikum eintaucht, wird dabei jedoch auch ein kontemplativer Gegenentwurf.

Lichtinstallation: Brigitte Kowanz
Sound: Elias Jocher
Visualisierung: Studio Brigitte Kowanz
Technische Umsetzung: grafx live-marketing GmbH, slv-austria

Die Kunstintervention wurde mit freundlicher Unterstützung
der Industriellenvereinigung Steiermark realisiert.