Traditionelle Spiritualität ins Heute übersetzt: Der russische Künstler Gor Chahal transformierte in der Stadtpfarrkirche die Tradition des Hesychasmus der orthodoxen Kirche in eine zeitgenössische Formensprache. In seinem 2005 entstandenen Video „Stages“ entfalten die geschriebenen Anrufungen Gottes eine raumgreifende Sogwirkung, der man sich kaum entziehen kann.
Für die Präsentation in der Grazer Stadtpfarrkirche wurde das Video von 2005 um eine Sound-Installation erweitert, die aus der Verschneidung eines Gesangstückes des russischen Avantgardekünstlers und Musikers Alexei Khvostenko (1940-2004) und eines gesprochenen Textes des russisch-orthodoxen Theologen John Meyendorff (1926-1992) über das theologische System von Gregor Palamas besteht. Der von Khvostenko in der Art eines orthodoxen Kirchengesang vorgetragene Text erinnert in der Repetition von Sätzen und Satzteilen an meditative Gebetspraktiken, durch Verschränkung und Überlagerung von Satzteilen und den Austausch von Wörtern und die Aufgabe einer erkennbaren Syntax verliert er sich aber bewusst in ein Wortgeflecht ohne erkennbaren Sinnzusammenhang. Die von Khvostenkos musikalischem Partner Kamil Tchalaev gemachte Tonaufnahme repräsentiert die Opposition der Avantgarde in der kommunistischen Sowjetunion.
KLANGLICHT 2019
Gor Chahal gilt mit seinen bereits in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts entstandenen virtuellen Skulpturen als einer der Pioniere multimedialer Kunst in Russland. Neben Gruppen- und Einzelausstellungen in vielen Ländern Europas wurde sein Werk 2010 in einer Solo-Schau in der renommierten Moskauer Tretjakow-Galerie gezeigt.
Soundinstallation: Kamil Tchalev (Musik: Alexei Khvostenko, Text: John Meyendorff)
Kuratiert von: Alois Kölbl (QL-Galerie), Gertraud Schaller-Pressler (Kirchen Kultur Graz)
Technische Umsetzung: Markus Königshofer (eventmanagement/eventtechnics)
In Kooperation mit
Kirchen Kultur Graz