VISUAL PIANO
Wir alle sehen und hören dasselbe, nehmen jedoch völlig unterschiedlich wahr. Ausgehend von dieser Individualität menschlicher Sinneswahrnehmung schafft der Künstler Laurenz Theinert mit seinem „visual piano“ Erlebnisräume, die frei von Botschaften, Denkmustern und Begrifflichkeiten und dadurch offen für subjektive sowie kollektive Erfahrung sind. Im Grazer Dom begegnen Besucher:innen bewegten Lichtskulpturen, die die Dimension des bespielten Raumes weiten und ein Gefühl von Grenzenlosigkeit entstehen lassen. Die dazu von Domorganist Christian Iwan (24.10.)*, Domkapellmeisterin Melissa Dermastia (25.10.)* und dem österreichischen Komponisten und Musiker Wolfgang Mitterer (26.10.)* live gespielten Orgel-Stücke lassen analog zum Visuellen ein freies Interpretieren der Melodien und Rhythmen zu:
Wie in Träumen verwebt Domorganist Christian Iwan in seinen Improvisationen musikalische Elemente miteinander, die in unterschiedlichen Zeiten entstanden sind und sich somit in der Realität nie begegnen konnten. Ausgangspunkt sind die Klangfarben der neuen Grazer Domorgel, die Tonsprache ist v.a. inspiriert von der „Klangmystik“ französischer Musik aus dem 20. Jahrhundert, das thematische Material wird bekannten Werken des Jahresregenten Anton Bruckner entnommen sein.
Domorganistin Melissa Dermastia wird am 25.10. an der Domorgel zu hören sein. Am Programm dieses Abends stehen klangmalerische Werke der beiden französischen Komponisten Louis Vierne und Jehan Alain. Im „Claire de lune“ – also im Mondschein – kann die Reise in die träumerische Welt der spätromantischen französischen Musik angetreten werden. Selbstvergessen schmiegt sich hier die Melodie in die Architektur des Grazer Doms, ehe die Zuhörenden mit der „Hymne au soleil“, dem Lobgesang an die Sonne, abrupt in das gleißende Licht der Sonne zurückgeholt werden.
2023 hat Wolfgang Mitterer für die „Biennale Musica“ in Venedig ein Projekt für Orgel und Surround-electronics mit dem Titel „requiem for a beautiful dream“ entwickelt. Dieses Stück ist der Ausgangspunkt für die Improvisationen im Grazer Dom am 26.10. Sechs Lautsprecher werden im gesamten Kirchenraum verteilt, ausgehend von der Orgel und ihren vielen Farben kreisen die Klänge wie unsichtbares Licht durch den Raum.
Gemeinsam mit der musikalischen Improvisation der Organist:innen ermöglicht Theinerts Improvisation am „Visual Piano“ eine unmittelbare Kunstform aus Licht und Klang, die in all ihrer Immaterialität nur für den Moment besteht. „Ein Träumen mit offenen Augen und Ohren“ nennt es Laurenz Theinert selbst.
Zusätzlich zu der bestehenden Licht- und Klanginstallation finden an den drei Festivalabenden jeweils drei Live-Konzerte statt – Zählkarten hierfür gibt es auf www.ticketzentrum.at.
Grazer Dom
Biografie:
Der Fotograf und Lichtkünstler Laurenz Theinert (*1963) konzentriert sein Schaffen auf visuelle Erfahrungen, die nicht bildhaft auf etwas verweisen. Er strebt vielmehr nach einer abstrakt-reduzierten Ästhetik, die ihn – durch den Wunsch nach weiterer Entmaterialisierung – von der Fotografie schließlich zum Medium Licht führte.
Er ist Live-Licht- und Medienkünstler. Seine „visual piano“ Performances werden auf der ganzen Welt gezeigt. Von Sao Paulo, London, Sydney, Berlin über New York bis Singapur. Er schafft mediale Lichträume mit 360° Panorama-Projektionen. So entstehen abstrakte, live gespielte Environments.
Diese Installation wird mit freundlicher Unterstützung von Raiffeisen-Landesbank Steiermark realisiert.